Vertriebenenschicksal oder Migrationsgeschichte sind nicht ausschließlich Voraussetzung für eine Mitgliedschaft und eine Teilnahme an unseren Veranstaltungen: Alle interessierten Frauen, die unser Schicksal teilen und sich mit der neuesten Geschichte beschäftigen möchten, sind willkommen. Männer können bei unseren Veranstaltungen teilnehmen, aber sie haben kein aktives und passives Wahlrecht.

Im Rahmen der Tagungen des Frauenverbandes behandelten wir eine Vielfalt von Themen: Angefangen mit den Auswirkungen des deutschen Angriffskrieges und der nachfolgenden Flucht, Vertreibung und Deportation der Deutschen aus den östlichen Staats- und Siedlungsgebieten, thematisierten wir zudem den Verlust der Väter für die Kriegskinder, die Täter-Opfer-Rolle, die Rolle der Trümmerfrauen und Witwen in der Nachkriegszeit, die kriegs- und fluchtbedingte Traumatisierung mit ihren generationenübergreifenden Auswirkungen auf Kriegskinder und Kriegsenkel, die Rolle der Großeltern, die Ankunft im kriegszerstörten Westen mit den Eingliederungsleistungen der Vertriebenen, die Situation der Daheimverbliebenen, den Wandel in der Rolle der Frauen von der Nachkriegszeit bis heute und nicht zuletzt die Bedeutung des Heimatgefühls für die Identität von Vertriebenen, Aussiedlern und Spätaussiedlern.

  • Innerhalb dieser Veranstaltungen erörtern qualifizierte Dozenten aus Wissenschaft, Politik und Gesellschaft aus dem In- und Ausland unterschiedliche Aspekte eines Tagungsthemas und stellen sich den Fragen der Teilnehmer. Neben Referenten werden Gäste aus Deutschland und den ost-, mittel- und südosteuropäischen Ländern sowie jenen in der ehemaligen Sowjetunion eingeladen.
  • Bei diesen multilateralen Begegnungstreffen zwischen Frauen aus Ost und West thematisieren wir in der Regel in der Frühjahrstagung die traumatischen Spuren des Krieges und der Vertreibung für die Frauen und ihre Familien sowie die Rollen und die Chancen der Frauen in der heutigen Gesellschaft.
  • Im Rahmen der Herbsttagungen behandelten wir die historischen und die gegenwärtigen Entwicklungen in den ehemaligen Staats- und Siedlungsgebieten der Deutschen unter der Mitwirkung von Frauen. Sowohl bei den Frühjahrs- als auch bei den Herbsttagungen in Deutschland geben wir unseren Gästen aus den Nachbarländern Gelegenheit, mittels Vorträgen oder mündlichen Stellungnahmen, die thematisierte Situation mit den Gegebenheiten in ihren Regionen zu vergleichen. Werden die gesellschaftspolitischen und wirtschaftlichen Entwicklungen aus den Nachbarstaaten erörtert, stammen die Referenten aus diesen Gebieten aus den Reihen der Daheimverbliebenen, der heutigen Mehrheitsbevölkerung oder von deutschen Universitäten.
  • Aus den Nachbarländern erscheinen Vertreter von Universitäten, Institutionen und Minderheitenorganisationen. Dadurch können sich die Tagungsteilnehmer ein differenziertes und aktuelles Bild über die Regionen machen. Bei diesen Begegnungen findet ein intensiver Gedankenaustausch statt und es werden über Jahre hinweg Freundschaften gepflegt.
  • Einen besonderen Stellenwert hat die jährliche Begegnungstagung mit den Daheimverbliebenen und den Bewohnern eines östlichen Nachbarlandes. Bei dieser Gelegenheit leben wir Verständigung und Versöhnung mit unseren Nachbarn im gemeinsamen Haus Europa. Wir erörtern gemeinsam mit unseren Gastgebern die unterschiedlichen Entwicklungen innerhalb der EU, die Beziehungen zwischen Deutschen und ihren östlichen Nachbarn und die aktuellen wirtschaftspolitischen, gesellschaftlichen und kulturellen Entwicklungen im Nachbarland. Bei allen genannten Themen fragen wir nach der Rolle der Frauen. Die Vorträge werden durch Einheimische gestaltet, damit wir als Lernende uns einen Einblick in die Lebenswirklichkeiten unserer Nachbarn verschaffen können.
  • Ein außergewöhnlicher Austausch bahnte sich mit den japanischen Mandschurei-Vertriebenen an. Die, von Frau Dr. Helga Engshuber angeregte, Verbindung wurde durch den einschlägigen Vortrag von Frau Dr. Mariko Fuchs bei der Herbsttagung des Frauenverbandes im Herbst 2017 hergestellt. Erstaunt stellten die Teilnehmer fest, dass sich tausende Kilometer weiter östlich für die japanischen Siedler in der Mandschurei genau die gleiche Katastrophe abspielte wie für die Deutschen in Ost- oder Westpreußen und den anderen deutschen Siedlungsgebieten. Eine erste Kontaktaufnahme mit einer Delegation der japanischen Vertriebenen fand am 10. Juni 2018 im Haus der Geschichte in Bonn statt. Am 19. Oktober 2019 waren Frau Dr. Helga Engshuber als Vorstandsmitglied, Frau Rosemarie Schuran als Schatzmeisterin und Dr. Maria Werthan als Präsidentin des Frauenverbandes zum Gegenbesuch eingeladen. Begleitet und freundschaftlich betreut wurden sie durch die Japanerin, Frau Dr. Mariko Fuchs, und ihren Gatten, Herrn Robert Fuchs. Im neuerrichteten Mandschurei-Museum in Lida Nara fand das Symposium mit einem Wiedersehen und Vorträgen der japanischen Vertriebenen und den Vertreterinnen des Frauenverbandes statt.
  • Im jährlichen Tagungsband werden die Vorträge der Tagungen erfasst. Die Drucklegung mit Unterstützung des Ministeriums des Innern für Bau und Heimat und des Bundesverwaltungsamtes bietet die Gelegenheit, die einzelnen Vorträge noch einmal Revue passieren zu lassen. Zugleich nutzt der Frauenverband die Möglichkeit, seine Aktivitäten einem breiterem Publikum vorzustellen.
  • Unser letzter Band 2020 ist dem menschlich bedeutsamen Thema Heimat gewidmet: „Heimat in bewegten Zeiten“.
  • Unter der Präsidentschaft von Frau Sibylle Dreher hatte der Vorstand des Frauenverbandes im BdV e.V. im Jahre 2000 beschlossen, bei den noch lebenden Zeitzeuginnen eine Fragebogenaktion durchzuführen, um deren Erlebnisse während Flucht, Vertreibung, Internierung und Deportation in die Sowjetunion zu erfassen und zu dokumentieren. Die Aktion erhielt das Motto „Frauen brechen ihr Schweigen, um künftiges Leid zu verhindern“. Die Ergebnisse der Forschungsstudie werden in dem Buch „Treibgut des Krieges – Zeugnisse von Flucht und Vertreibung der Deutschen“, hrsg. in Zusammenarbeit mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und in einer Druckversion dokumentiert. Zudem sind die Forschungsergebnisse im Internet zu finden: http://www.vertriebene-frauen.de/