Jugend

„Unsere Groβeltern erlebten Geschichte“ – und wir haben sie erkundet

Es ist jedes Mal ein tolles Erlebnis, wenn die Groβeltern anfangen, aus ihrem Leben zu erzählen: Wie es damals so war, wie ihr Alltag ablief, was bei ihnen in der Schule so anstand. Auf dieser Idee basiert auch das Projekt „Unsere Groβeltern erlebten Geschichte“ des Frauenverbandes im Rahmen des Bundes der Vertriebenen aus Deutschland. Wir, die Schüler der Lenauschule, sowie eine Schülergruppe aus Oborniki, Polen, wurden zu diesem Projekt in Bad Kissingen (Bayern) eingeladen, das zwischen dem 2. und dem 6. März 2017 stattfand. Wir hatten ein paar Wochen Zeit, um die Groβeltern unter Anleitung von Frau Lobonţ über ihren Alltag wähernd des Kommunismus zu befragen und eine Präsentation zu erstellen.

 

Die Vorarbeit

Erst einmal mussten wir uns alle kennenlernen: Cristian, Flavia und Iulia (Klasse 9 MI), Răzvan (Klasse 10 SW), Andrei (Klasse 9 N) und Silvia (Klasse 11 MI); danach ging es ohne viel Hin und Her an die Arbeit. Jeder hat sich ein Familienmitglied ausgesucht, das den Kommunismus erlebt hat, und die Fragerei hat begonnen. Wir haben viel Interessantes erfahren und eigentlich auch verstanden, wie einfach und leicht wir es heute haben. Was bei unseren Groβeltern immer ein wichtiger Punkt war: das Fehlen der Freiheit. Sie wünschten sich Reisefreiheit, zensurfreie Literatur oder Meinungsfreiheit – alles Dinge, die für uns selbstverständlich sind.

 

Bad Kissingen

Kaum war der erste Teil der Arbeit getan, machten wir uns auch schon auf den (langen) Weg nach Bad Kissingen. (Okay, die Arbeit war noch lange nicht fertig –  selbst auf dem Weg haben wir manche Antworten unserer Groβeltern übersetzt.) Am Abend war es dann zu spät, um noch etwas zu unternehmen, am nächsten Morgen sind wir jedoch gleich in die Stadt spazieren gegangen. Den Heimweg mussten wir dann ohne unsere Lehrerinnen schaffen und sind fast zu spät angekommen, da wir am Nachmittag die Lenauschule vorstellen und zum ersten Mal die Schüler aus Polen treffen sollten.

Danach hat die Vorsitzende des Frauenverbandes, Frau Doktor Werthan, eine Erzählrunde mit dem Thema „Ich und meine Oma“ vorgeschlagen. Für mich war das einer der spannendsten Teile des Projektes. Alle Mitglieder des Verbandes, alle Schüler und alle Lehrer haben etwas erzählt – manchmal mit einem lustigen, manchmal auch mit einem traurigen Unterton. Wir Schüler haben verstanden, dass auch die Erwachsenen Kinder waren und oft ähnliche Erinnerungen wie wir über ihre Groβeltern hatten. Das war ein langer, aber wundervoller Abend!

Am nächsten Tag ging es mit den Vorträgen über unsere Groβeltern los. Wir waren etwas aufgeregt, vor allen Versammelten zu sprechen, aber am Ende ist alles gut gelaufen. Sehr interessant waren die vielen Ähnlichkeiten zwischen den Erzählungen der rumänischen und polnischen Groβeltern.

Später haben wir uns noch einen geschichtlichen Vortrag über die Politik der beiden deutschen Staaten nach dem Zweiten Weltkrieg angehört. In einer Stunde wurden uns die wichtigsten Aspekte der damaligen Politik erklärt und so ergab sich eine Abrundung des Projektes durch folgenden Vergleich: Wie war es in Rumänien, in Polen, in Deutschland?

Zum Schluss haben wir noch die psychologische Ansicht erklärt bekommen: Wir, unsere Groβeltern und ihre Geschichte – Wie hängt das alles zusammen? Wir haben verstanden, inwiefern die Geschichte der Groβeltern uns beeinflusst und dann gab es eine Gesprächsrunde. Die Erwachsenen haben erfahren, was uns so interessiert und wir haben verstanden, worüber die Groβeltern gerne sprechen möchten.

 

Und der wohl lustigste Teil: Cześć, Polska! (Hallo, Polen!)

Den letzten Abend in Deutschland haben wir mit unseren neuen polnischen Freunden verbracht. Wir haben uns gegenseitig ein bisschen Rumänisch bzw. Polnisch beigebracht, Musik aus beiden Ländern gehört und polnische und rumänische Schokolade gegessen. Vor allem haben wir viel gelacht. Uns ist wieder einmal klar geworden, dass die Muttersprache und das Herkunftsland gar keine Rolle im Umgang mit anderen Menschen spielen. Bestenfalls kann man über  „zu Hause“ erzählen, vergleichen und lachen.

 

Die Exploratoren: Wir in Bad Kissingen (Foto: Răzvan Iliescu)

Neben dem geschichtlichen Teil gab es für uns also auch den „Austausch“-Teil. Insgesamt waren der Ausflug und das Projekt Erfahrungen, bei denen wir alle sagen können: „Das würd‘ ich gerne wieder erleben wollen!“ In der ersten Schulwoche nach dem Ausflug waren wir alle traurig. Wir vermissten Bad Kissingen, den lokalen Süβigkeitenladen und natürlich alle Schüler aus Polen. To było fantastyczne! – Es war richtig toll!

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