Die internationalen Begegnungstagung des Frauenverbandes im BdV e.V. „Im Dialog mit Frauen aus Ermland-Masuren“ fand vom 10. Oktober bis 15. Oktober 2025 in Allenstein, Polen, statt.
Die heutige Woiwodschaft Ermland-Masuren besteht im Wesentlichen in den historischen Grenzen der zwei Regionen des südlichen Ostpreußens. Sie grenzt im Norden an die russische Oblast Kaliningrad / Königsberg, im Nordosten an Litauen, vom Osten über den Süden bis zum Westen an die Woiwodschaften Podlachien, Masowien, Kujawien-Pommern und Pommern sowie die nordwestliche Küste des Frischen Haffs. 1226 rief Herzog Konrad von Masowien den Deutschen Orden zu Hilfe gegen die Prußen. Nachdem der Orden die Prußen besiegt und sich die Hoheit über das Gebiet gesichert hatte, warb er um Siedler aus Niedersachsen und Westfalen.1525 wurde der Ordensstaat aufgelöst und in das weltliche Herzogtum Preußen umgewandelt. Rund 90 Jahre später verband sich dieses mit dem Kurfürstentum Brandenburg. Nach der Unterjochung durch Polen im Zweiten Nordischen Krieg und dem Tatareneinfall, löste sich das Fürstentum aus der polnischen Lehenshoheit. Kurfürst Friedrich I. ließ sich 1701 zum König in Preußen krönen. Eine moderne Verwaltung und allgemeine Schulpflicht bewirkten die allmähliche Eindeutschung der Masuren. Im Zuge der Industrialisierung wanderten ca. 130.000 von ihnen ins Ruhrgebiet aus. Bei der Volksabstimmung 1920 entschied sich die überragende Mehrheit der Bevölkerung für den Verbleib bei Deutschland. Im gleichen Jahr errang die SPD die absolute Mehrheit bei den Wahlen. Trotz Aufbauhilfe behinderte der Polnische Korridor die wirtschaftliche Entwicklung der Region. Bei den Novemberpogromen von 1938 wurden die Synagogen von Neidenburg und Örtelsburg zerstört. Im Januar 1945 eroberte die Rote Armee Ermland-Masuren. Viele Geflüchtete kehrten zurück, alle 18-50jährigen wurden zur Zwangsarbeit nach Sibirien deportiert. Weil „Verifizierungskampagnen“ mit Zwang und Terror nicht die Polonisierung der Deutschen durchsetzen konnten, verordnete Polen den verbliebenen Deutschen die polnische Staatsbürgerschaft 1951 per Dekret. Nach 1956 verließen viele Deutsche ihre Heimat als Spätaussiedler. Heute unterhält die Landsmannschaft Ostpreußen lebendige Kontakte zu den Menschen in Ermland-Masuren.
Während der Begegnungstagung haben wir den Alltag unserer Nachbarn erkundet und erfahren welche Entwicklungen maßgeblich für das aktuelle politische, wirtschaftliche, gesellschaftliche, kulturelle und kirchliche Leben in Ermland-Masuren sind. Welche Mitwirkungsmöglichkeiten die deutsche Minderheit und Frauen im öffentlichen Leben haben und wie sich die Zusammenarbeit zwischen den Regionen und der Landsmannschaft Ostpreußen sowie der Bundesrepublik und der EU gestaltet, waren weitere Gesprächsthemen.



